Das Handwerk nimmt Anlauf für den nächsten Aufschwung

Veröffentlicht am 14.03.2018 13:14 von NH-Nachrichten

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Pressemitteilung

 

14.03.2018

 

 Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen zieht positive Bilanz des Jahres 2017/ Unternehmen fordern stabile Rahmenbedingungen sowie mehr Investitionen und mehr Engagement bei Bildung und Digitalisierung

 

 Bei der Jahrespressekonferenz der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen zogen die Teilnehmer eine positive Bilanz: (v.l.) Hauptgeschäftsführer Ass. Joachim Susewind, Geschäftsführer Volker Walters, Kreislehrlingswart Ulrich John, stv. Stadthandwerksmeister von Lünen Uwe Mittag und der stv. Kreishandwerksmeister Ralf Marx. Foto: Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen

Bei der Jahrespressekonferenz der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen zogen die Teilnehmer eine positive Bilanz: (v.l.) Hauptgeschäftsführer Ass. Joachim Susewind, Geschäftsführer Volker Walters, Kreislehrlingswart Ulrich John, stv. Stadthandwerksmeister von Lünen Uwe Mittag und der stv. Kreishandwerksmeister Ralf Marx. Foto: Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen

Die deutsche Wirtschaft ist 2017 das achte Jahr in Folge gewachsen. Ein konjunkturelles Plus, das auch das Handwerk in Dortmund und Lünen bestimmt hat. Getragen wurde der Aufschwung vom hohen privaten Konsum, dem historisch günstigen Arbeitsmarkt, höheren Löhnen und Gehältern sowie der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank EZB. Die Unternehmen bewerten ihre Umsatzentwicklung besser als je zuvor und können Höchststände bei Aufträgen und Auftragsreichweiten verbuchen. Die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen schätzt das Wachstum bei den in den Innungen organisierten Betrieben für 2017 auf 3 Prozent. In Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen könnte auch 2018 ein gleiches Wachstum möglich sein. Politisch gesehen werden dafür jetzt stabile Rahmenbedingungen gebraucht, damit der Konjunkturmotor weiterlaufen kann. Positive Impulse verspricht sich das Handwerk in der Region dabei zusätzlich von den Investitionsprogrammen auf Bundes- und Landesebene, die 2018 von den Kommunen (z.B. „Gute Schule 2020“) umgesetzt werden. Für die Betriebe selbst bietet die positive Entwicklung die Chance, ihre Erlöse in Maschinen und Personal zu investieren und damit einen Innovationszyklus anzustoßen und einer möglichen Rezession in den kommenden Jahren vorzubeugen.

 

Handwerk der Region im Aufschwung

In der Region wurde der Aufschwung vor allem vom Bau- und Ausbaugewerbe getragen. Das zeigt sich auch in der Statistik der Betriebszahlen. Die Region konnte im Berichtsjahr ein Wachstum um 79 Betriebe (plus 1,7 %) verbuchen auf aktuell 4.766 Unternehmen. Davon sind allein 40 neue Betriebe im Bau- und Ausbaugewerbe. Das Handwerk konnte damit 2017 seine Verluste an Betrieben aus dem Vorjahr (2016: minus 65) wettmachen. Besonders erfreulich ist der Zuwachs von 16 ausbildungsrelevanten Vollhandwerksbetrieben gemäß Anlage A der Handwerksordnung. Doch der Aufschwung erreichte nicht alle Gewerke gleichermaßen. Überdurchschnittlich große Verluste an Betrieben gab es zum Beispiel im Elektro- und Metallgewerbe.

 

Stimmung im Handwerk ist gut

Die Inhaber der Betriebe in Dortmund und Lünen sind mit dem abgelaufenen Jahr sehr zufrieden. Das zeigen die Resultate einer im Januar durchgeführten Online-Umfrage der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen unter rund 1.500 Innungsbetrieben. Danach beurteilen derzeit 96 Prozent der Unternehmer ihre Geschäftslage als befriedigend oder gut. Das sind nochmals 3 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Die Betriebe rechnen mit einem stabilen Jahr 2018. Hohe 91 Prozent von ihnen erwarten gleichbleibende oder steigende Umsätze. Das sind ebenfalls 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast ein Viertel der Betriebe will seinen Mitarbeiterbestand erhöhen (22,12 %). Wie im Vorjahr sind 91 Prozent der Betriebe bereit auszubilden, rund drei Viertel (77 %) wollen die Ausbildungsplätze halten, 14 Prozent sogar noch weiter erhöhen.

 

Kaum Mitarbeiter und Azubis zu finden

Um ihre Kapazitäten ausweiten zu können, fehlen den Betrieben allerdings derzeit trotz erheblicher Anstrengungen des Handwerks vielfach die Fachkräfte. Darüber hinaus ist in Dortmund und Lünen im vergangenen Jahr insbesondere durch den Bedarf in der Logistik-Branche die Zahl der Arbeitssuchenden deutlich zurückgegangen, sodass selbst ungelernte Hilfskräfte schwer zu bekommen sind. Dieser Engpass könnte sich für 2018 als Wachstums- und Beschäftigungsbremse erweisen und verhindern, dass die Umsätze im Handwerk der Region weiter wachsen. Bereits in den vergangenen Jahren haben die Betriebe im Handwerk vorausschauend enorme Anstrengungen unternommen, um junge Menschen auszubilden. 2017 bildete rund die Hälfte der Handwerksbetriebe (50,96 %) in der Region aus. Lehrlinge blieben 2017 allerdings eher Mangelware. Rund 18 Prozent (18,27 %) der Betriebe fanden keine oder keine geeigneten Bewerber. Insgesamt 1.008 junge Menschen begannen in der Region eine Ausbildung. Das sind 25 (oder 2,4 %) weniger als 2016, obwohl zu Beginn des Jahres 2018 noch über 200 offene Lehrstellen in Dortmund und Lünen im Handwerk unbesetzt waren. Gesucht werden vor allem Friseure, Gebäudereiniger und Fleischer. Insgesamt befanden sich im Jahr 2017 3.357 junge Menschen in der Region in einer Ausbildung. Das entspricht einer beachtlichen Ausbildungsquote im Handwerk von rund 10 Prozent gegenüber dem bundesweiten Durchschnitt von 4,9 Prozent.

 

Bildung spielt zentrale Rolle

Eine Schlüsselrolle bei der Lösung des Nachwuchsproblems kommt nach Ansicht der Handwerksunternehmen der Bildung, Ausbildung und Qualifizierung zu. Die Handwerker in Dortmund und Lünen fordern deshalb von der Landesregierung ein entschlossenes Vorgehen gegen den Unterrichtsausfall und Lehrermangel an allgemeinbildenden Schulen und Berufskollegs. Eine solide Schulbildung ist eine gute Grundlage für die spätere berufliche Karriere im Handwerk. Dabei geht es nicht nur um Oberstufen-Absolventen, sondern auch um gute Hauptschüler, denen die Türen für eine gesicherte Existenz im Handwerk offen stehen. Gleichzeitig muss es darum gehen, die berufliche Ausbildung im Handwerk aufzuwerten und sie jungen Menschen als gleichwertig zu einer akademischen Bildung zu vermitteln. Das gilt auch für Studienabbrecher, denen das Handwerk eine hochwertige und attraktive alternative Karriere anbieten kann. Die wirtschaftsnahe Berufsorientierung unter Einbeziehung langjähriger Ausbildungsbetriebe und der engen Zusammenarbeit von Schulen, Handwerk und zuständigen Stellen kann ein Übriges leisten. Insbesondere an Gymnasien mangelt es aus Sicht des Handwerks an einer wirksamen Berufsorientierung schon in der Mittelstufe. Das Handwerk in Dortmund und Lünen bietet hier allen Schulformen den direkten Dialog an und ist bereit, auch unkonventionelle Lösungen im bilateralen Austausch zu finden. Parallel zur schulischen Bildung unternimmt das Handwerk in Dortmund und Lünen auch großer Anstrengungen in der beruflichen Bildung, um Fachkräfte für das Handwerk zu finden. Der Bildungskreis Handwerk e.V. (BKH) als gemeinnütziger Bildungsträger der Innungen der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen bietet in 11 Werkstätten zahlreiche berufliche Umschulungs- und Ausbildungsmaßnahmen insbesondere für Langzeitarbeitslose an. Über 1.500 Schüler aus Dortmund und Unna nahmen darüber hinaus an einer Potenzialanalyse im Rahmen des Landesprogramms „Kein Abschluss ohne Anschluss“ teil. Und schließlich werden in diesem Jahr bis zu 500 Menschen mit Migrationshintergrund täglich als Teilnehmer von Sprachkursen des BKH erwartet. Insgesamt stehen in diesem Jahr 25 Kurse mit bis zu 8.000 Teilnehmern auf dem Programm, um eine wichtige Schlüsselqualifikation für die Aufnahme einer Beschäftigung im Handwerk zu vermitteln.

 

Innovation bei der Digitalisierung beschleunigen

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Digitalisierung der Arbeitswelt im Handwerk. Sie umfasst nicht nur den dringend notwendigen Ausbau des Glasfasernetzes bis in Gewerbegebiete und ländliche Regionen hinein, sondern auch die Schaffung umfassender Möglichkeiten zur Weiterbildung und Qualifizierung der Beschäftigten. Das Handwerk ist bereit, in Personal wie in Hard- und Software zu investieren, um sich zukunftssicher aufstellen zu können. Es begrüßt in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Pläne der Landesregierung NRW für digitales Bauen und die dort zur Verfügung gestellten Mittel für eine Beschleunigung der koordinierten Abläufe am Bau. Die Unternehmen erinnern aber auch daran, dass parallel zu Förderprogrammen und betrieblichen Investitionen dringend der Aufbau einer digitalen Kommunalverwaltung notwendig ist, mit Leistungen wie dem längst überfälligen digitalen Bauantrag oder einer digital vereinfachten Zulassung von Kraftfahrzeugen.

 

Diesel darf kein Hemmnis werden

Zu den wichtigen Rahmenbedingungen gehört 2018 auch die Lösung der Dieselproblematik. Nach einer Umfrage des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe sind bereits 300.000 gebrauchte Diesel zu Ladenhütern geworden. Ihr Wert summiert sich auf 4,5 Milliarden Euro. Das Handwerk und seine Kfz-Betriebe sind hier unverschuldet im große Probleme bekommen, weil sich Dieselfahrzeuge nicht mehr verkaufen, Leasingrückläufer an Wert verloren haben und das Vertrauen in Automarken erschüttert wurde. Die Betriebe des Kfz-Handwerks sehen sich in der Lage, technische Nachrüstungen zur Verbesserung der Dieselabgase, die bereits fertig entwickelt sind, einzubauen. Die Dieselfahrer, insbesondere die Handwerker selbst, brauchen darüber hinaus dringend Rechtssicherheit für die Benutzung ihrer Fahrzeuge. Für Fahrzeuge mit Euro 6-Dieselmotoren muss es auch in Zukunft überall freie Fahrt geben. Gleiches muss für ältere Diesel gelten, deren Stickoxidausstoß im Wege der Nachrüstung auf Euro 6-Niveau gebracht werden kann. Übergangslösungen müssen hier machbar sein, Ausnahmen für die Benutzung von Dieselfahrzeugen bei Handwerksaufträgen in Innenstädten sind Pflicht und Entscheidungen dringend notwendig.

 

 

Kontakt und Nachfragen:

Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Hauptgeschäftsführer Ass. Joachim Susewind

Lange Reihe 62 | 44143 Dortmund

Tel: 0231 5177-112 | Fax: 0231 5177-196

www.handwerk-dortmund.de

 

 

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